Die Hexengeschichte

...gar mancher Wanderer beschleunigt seinen Schritt, wenn er durch das finstre Fuhle Tal bei Beuren schreitet, sehr wohl ahnend, dass dies ein besonderer und unheimlicher Ort mit einer schaurigen Vergangenheit ist...

...keiner weiß genau, wie alt die Begebenheit wirklich ist, die unsere Väter, deren Väter und Vätersväter und die weiter zurückliegenden Vorfahren über Jahrhunderte mündlich überliefert haben. Denn schon zu Urzeiten gab es jene Frauen, die allerlei Kenntnisse über Kräuter, Wurzeln, Blüten, Blättern und Getier hatten. Sie verstunden meisterhaft die Kunst, daraus vielerlei Sälble, Sud und Gebräu zu bereiten, mit denen unter Verwendung seltsamer Beschwörungsformeln und komischer Sprüche wundersame Dinge möglich wurden. Gesundheit, Fruchtbarkeit und auch Glück wurden, wie die Überlieferung weiß, damit herbei beschworen. Doch wehe, man hatte den Groll dieser Frauen auf sich gezogen. Plötzliches Unglück, Gebrechen, große Not oder gar den grausigen Tod folgte dann oft auf mystische Weise. Auch in Beuren lebte einst eine Waldfrau mit zotteligem Haar und scharfem Blick, die einem Beurener Mannsbild zu helfen versprach, welcher in arge Not geraten war. Sie verabreichte ihm in einer Kanten ein gelbes Sälble, vermischt mit saurem Wein. Doch statt dem erhofften Glück, brachte der Trunk dem Mann das Unglück. In diesen Zeiten des Aberglaubens und des Hexenwahns geriet die Waldfrau in den Verdacht, eine Hexe zu sein, die vom Teufel besessen sei. Der Hexerei angeklagt, wurde die Frau durch das Landgericht schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung sollte auf dem Richtplatz nahe dem Wirtshaus zu Beuren stattfinden, aber die Frau entkam auf nie geklärte, mysteriöse Weise durch den Wald in das düstere, hügelige Gewann Fuhle Tal und ward nie mehr gesehen. Unruhig wandert jedoch noch immer ihr Geist durch den Wald und manchmal sieht man dort ein helles Licht, das glänzt wie ein Stern auf dem Weg von Beuren nach Betenbrunn. Oft, besonders in der Fastenzeit flackert das Licht unruhig umher, und der Wanderer vernimmt ein leises Stöhnen und Wehklagen...

...er beschleunigt dann seinen Schritt, sehr wohl ahnend, dass dies ein besonderer und unheimlicher Ort mit einer schaurigen Vergangenheit ist...